Barockschloss

Schloss Zeilitzheim bekommt Denkmalpreis 2015 der Hypo-Kulturstiftung

Denkmalpreis 2015 Hypo-Kulturstiftung an Schloss Zeilitzheim

Preisverleihung am 21.5.2015 in München. v.l.n.r. Werner Schiedermair, Hanna von Ditfurth, Marina und Alexander von Halem, Staatsminister Ludwig Spaenle, hinten Mitte Wolfgang Sprißler

Ich freue mich nun bekannt geben zu können, dass wir gestern in München den Denkmalpreis 2015 der Hypo-Kulturstiftung entgegen nehmen durften. Zur großen Ehre zum Kreise der bisherigen und künftigen PreisträgerInnen zu zählen kommt mit dem Preis eine nicht unerhebliche Finanzspritze der Stiftung, die gerade jetzt in Zeiten des gemeindlichen Kläranlagenneubaus und der damit verbundenen Abgaben ein Segen ist. Für die Anerkennung und Würdigung durch die Jury und für die finanzielle Unterstützung danke ich der Hypo-Kulturstiftung herzlich! Insbesondere danke ich auch den Mitgliedern des Schloss-Förderkreises und allen ehrenamtlichen und auch angestellten Helfern, die das Schloss nun schon über viele Jahre tatkräftig unterstützt haben.

Preisbegründung der Jury:

Mitten in Zeilitzheim, an einer Straßenkreuzung gegenüber dem Rathaus liegt, städtebaulich exponiert, das barocke Schloss. Es wurde 1677 für Philipp Graf von Wolfsthal unter Beratung von Antonio Petrini errichtet. Kardinal Damian Hugo Graf von Schönborn nutzte es ab 1735 als Exilresidenz und baute es um. Die Anlage bildet einen bemerkenswerten vierflügeligen zweigeschossigen Bau mit Steildächern, Quaderverputz und rustizierten Ecken. Die Gewände und Gurtgesimse sind aus Sandstein gefertigt. Ein reich gegliedertes Eingangsportal mit Treppenaufgang und aufwändig geschmiedete eiserne Fenstergitter geben dem Gebäude ein unverwechselbares Aussehen. Im Inneren fallen vor allem die Deckenstuckaturen sowie der Saal von 1737 mit Malereien von Giovanni Francesco Marchini ins Auge. Jeder Gebäudeflügel ist 45 Meter lang und 16 Meter breit. Sie umschließen einen großzügig gehaltenen Wirtschaftshof. Nach Süden schließt sich ein kleiner Park an das prachtvolle Anwesen an.

Nach einem Eigentümerwechsel im Jahr 1959 verschlechterte sich der Bauzustand des Anwesens zusehends. Die Grundrisse wurden verändert, die historischen Türen des 17. Jahrhunderts durch moderne Türen aus dem Baumarkt ersetzt, die großen Sandsteinplatten am Fußboden mit einer dicken Zementschicht zugedeckt, Schlösser und Türgriffe aus der Erbauungszeit durch solche aus Aluminium ersetzt. Dazu traten Schäden im Dachbereich, Regenwasser griff das Gebälk an. Die Kellerräume wurden »zugemüllt«.

Trotz des sehr schlechten allgemeinen Zustands der Anlage entschlossen sich Herr Hilmann und Frau Marina von Halem, das Schloss zu erwerben, um es instand zu setzen und in ihm zu wohnen. Einen in denkmalpflegerischen Fragen erfahrener Architekt erstellte eine Bestandsaufnahme sowie einen Bau- und Nutzungsplan. 1980 begann die Instandsetzung, die Schritt für Schritt, nach den wirtschaftlichen Möglichkeiten der Familie bis in die Gegenwart fortgeführt wurde. Einbauten wurden beseitigt, der originale Grundriss im gesamten Gebäude wieder hergestellt, die Dachhaut geschlossen, die Gewölbekeller von Schrott und Müll befreit. Mit Hilfe schottischer Architekturstudenten entfernte man den Schutt aus sechs alten Kaminstümpfen. Den Zement beseitigte man in mühseliger Kleinarbeit von den Sandsteinplatten im Fußbodenbereich. Die Türen wurden von neueren Anstrichen befreit und wieder mit den im Schutt aufgefundenen Schlössern und Türbändern verziert. Die Fenster der Erbauungszeit wurden restauriert, neue Kastenfenster nach historischem Vorbild angefertigt. Die im Schloss vorhandenen Säle erhielten wieder ihr ursprüngliches, festliches Aussehen. Im Lauf der Jahre entstanden so Gästezimmer, die vermietet werden. Schließlich wurde im Garten ein Wegenetz angelegt und ein Brunnen installiert. 14.000 Buchsstecklinge vermitteln ein Bild, wie der Garten im 18. Jahrhundert ausgesehen haben könnte.

Die Instandsetzung von Schloss Zeilitzheim ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie auch mit geringen finanziellen Mitteln ein sehr großes Baudenkmal instandgesetzt werden kann. Mit Behutsamkeit, Ausdauer und Zähigkeit hat sich das Ehepaar von Halem, unterstützt von seinem Sohn Alexander, der Wiederherstellung des Schlosses gewidmet. Unzählig sind die Arbeitsstunden, die von der Familie erbracht wurden. Das Ergebnis aller Anstrengungen ist vorbildhaft. Das Schloss ist in seiner Eigenart als zwar anspruchsvoller, aber doch ländlicher, adeliger Ansitz wieder gewonnen. Mit der Öffnung des Gebäudes für Beherbergung und Besichtigung leistet die Familie darüber hinaus einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Leben in Franken. Mit ihrem ganz außerordentlichen Einsatz für die Wiederherstellung von Schloss Zeilitzheim hat sich die Familie von Halem um Denkmalschutz und Denkmalpflege im Sinne des Denkmalpreises der Hypo-Kulturstiftung in hervorragender Weise verdient gemacht.

Weitere Informationen zum Denkmalpreis: http://denkmalpreis.de/2015/zeilitzheim.html

Autor: Alexander von Halem

Eigentümer des Barockschlosses Zeilitzheim in Weinfranken. Blogger, Podcaster, Hotelier, Gästeführer und Weinmacher.

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