Barockschloss

Zeilitzheim – Dorfrundgang

Ursprüngliche Texte und Recherche: Hilmar Spiegel und Kurt Scheuering.
Umsetzung für das Internet, Aktualisierung und Fotos: Alexander von Halem.
(Historischer Arbeitskreis Zeilitzheim)

Der Marktplatz

Marktplatz Zeilitzheim (Foto: Alexander von Halem)Der Marktplatz ist der zentrale Punkt des altfränkischen Dorfes Zeilitzheim. Er weist eine in Franken nur sehr selten anzutreffende trapezförmige Grundfläche auf.
In Nord- Südrichtung stehen sich das Schloss, von Philipp Gaston Wolf v. Wolfsthal 1679 – 1683 erbaut, und das Rathaus (1696) gegenüber. Doppelstöckige Bauern- und Bürgerhäuser, eine ehemalige Gastwirtschaft und ein spätbarockes Wohnhaus von 1801 mit großzügiger Treppen- und Toranlage umrahmen ihn. Den Mittelpunkt bildet das Kriegerdenkmal, welches 1925 in unmittelbarer Nähe vom Dorfbrunnen und der Dorflinde errichtet wurde.

Das Pfarrhaus und die evangelische St. Sigismundkirche (1451) mit einer Gadenanlage (Kirchenburg) aus der ersten Hälfte des 18. Jh. begrenzen ihn an der Ostseite.

Der Marktplatz ist von alters her der zentrale Punkt unseres altfränkischen Dorfes. Er ist seit Jahrhunderten kultureller Begegnungspunkt. Traditionell wurde an Kiliani, Mathei und Thomas Markt abgehalten. 1762 wird ein solcher Markt erstmals schriftlich erwähnt. 1768 vereinnahmt die Gemeinde 23 Kreuzer „wegen der Märkte auszutrummeln“. Der Dorfvogt wachte darüber, dass an den Markttagen die Marktordnung strikt eingehalten wurde. Den letzten Markt gab es um 1885.

Unter der alten Dorflinde traf sich seit je her die Dorfjugend zu Plaudereien und Tanz. 1715 wird die Kirchweih an Johanni unter der Linde schon genannt, als dem Schultheißen durch den Vogt befohlen wird, der versammelten Bürgerschaft einen „Hauptmann“ vorzustellen, der den Plantanz mit Bürgersöhnen aufführt. Der letzte Plantanz fand in Zeilitzheim 1819 statt. Die Tradition wird jedoch an der „Zalzemer Kerm“ weitergeführt und gepflegt. Sie ist mit ihrem Umzug und dem Festgeschehen im ganzen Umkreis bekannt. Auch das Marktplatzweinfest zwischen Rathaus und Schloss, immer am 3. Augustwochenende, ist ein gern besuchtes Fest, bei dem Wein Zeilitzheimer Winzer ausgeschenkt wird.

Der Zeilitzheimer Marktplatz erlangte zur Zeit der Hexenverfolgung eine unrühmliche Bedeutung. Unter Folter und Tortur sagten Zeilitzheimer Frauen 1616 im „Hexenturm“ in Gerolzhofen aus, sie hätten mit dem Pfiffer (Teufel) nach dem Lied „Pfeifen wir den Firlefanz, zu den Burlebanz“ um die Dorflinde getanzt. Auch Männer aus Zeilitzheim teilten dieses Schicksal, als sie nach erpresster Aussage den Flammentod auf dem Scheiterhaufen erlitten.

Direkt vor dem Rathaus befindet sich unter dem Pflaster eine Siedlungsstelle aus der Jungsteinzeit (4000 vor Chr.).

Bei der Erstpflasterung des Platzes 1831/32 wurde vor der Dorflinde eine Viehwaage eingebaut, welche 1999 aufgelassen wurde. An dieser Stelle steht nun eine überdachte Ortsinformationstafel. Der unter Denkmalschutz stehende Platz erfuhr 1990 eine Neugestaltung. Dabei wurde der gesamte Teerbelag entfernt und Teile des historischen Dorfpflasters wieder eingebaut. Bei seiner Einweihung 1994 wurde auch das renovierte Rathaus der Bürgerschaft übergeben.

Das Schloss

Das heutige Schloss hatte vermutlich einen Vorläufer, welcher möglicherweise als Wasserschloss ca. 100 m südlich vom heutigen Gebäude im Schlossgarten in der Nähe des Baches stand. Der mächtige, zweigeschossige Barockbau mit seinem quadratischen Innenhof, als Vierflügelanlage mit Arkaden und zwei Fensterreihen, wurde in den Jahren 1679 bis 1683 von Baumeister Andreas Keßler aus Zeil am Main errichtet. Seine Pläne wurden dem Hofbaumeister des Fürstbischofs v. Wzbg. Herrn Antonio Petrini vorgelegt und von ihm „in Form eingerichtet“. Heute erinnert neben den für Petrini typischen „Blättermasken“ über den Toreinfahrten ein nach ihm benannter Perlwein des schlosseigenen Weingutes Wein von 3 an den Architekten.

Das Hauptportal mit seiner doppelläufigen Freitreppe befindet sich in der Mittelachse der Nordseite. Seine zweiflüglige Holztüre ist mit originellem Schnitzwerk versehen. Figürliche Reliefs umrahmen den Rundbogen. Zwei Säulen stützen den hohen Architrav. Zwischen den Giebelstücken prangt das Allianzwappen des Reichsfreiherrn Wolf v. Wolfsthal und seiner Frau Margarethe v. Würtzburg. Die kunstvollen schmiedeeisernen Gitter im Erdgeschoss zieren das Äußere des Baues mit seiner Stupfputztechnik.

Der freskengeschmückte Schönbornsaal wurde 1735 von Kardinal Damian Hugo Graf v. Schönborn, Fürstbischof v. Speyer in Auftrag gegeben und von Giovanni Francesco Marchini in barocker Illusionsmalerei gemalt. Die antike Architektur, südliche Landschaften, Bildnisbüsten von Frauen und Männern des klassischen Altertums, die drei Wappen an den Wandseiten und die Kardinalstugenden an der Decke strahlen barocke Festlichkeit aus. 1735 und 1736 weilte der mainfränkische Barockbaumeister Balthasar Neumann im Schloss und beaufsichtigte die Umbauarbeiten.

Im großen Jagdsaal war über zwei Jh. die katholische Pfarrkirche untergebracht. Heute finden in diesem Saal, im Schönbornsaal, in der Kelterhalle und in der Remise die verschiedensten kulturellen Veranstaltungen sowie Feste statt. Die Familie v. Halem, seit 1979 im Besitz des Schlosses, hat durch ein vielfältiges und hochqualifiziertes kulturelles Angebot das Schloss von Zeilitzheim weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht und zu einer der ersten Adressen für Kulturliebhaber werden lassen. Besichtigungen nach Vereinbarung.

Der Schlossgarten, wie er in der 1980er Jahren von Familie von Halem angelegt wurde, ist ein neues Gebilde. Es gab im 18. Jahrhundert jedoch Pläne den Schlossgarten groß anzulegen. Dazu kam es jedoch damals nicht.

Spätbarockes Bürgerhaus

Soätbarockes Bürgerhaus ZeilitzheimSoätbarockes Bürgerhaus ZeilitzheimDieses stattliche und repräsentative Eckhaus mit Mansardwalmdach wurde 1801 von Nikolaus Walz erbaut. 1898 erfolgte der Anbau mit Satteldach. Der ursprünglich unverputzte Baukörper wird durch einen umlaufenden Sandsteinfries und Pilaster gegliedert. Die dreiseitige Sandsteintreppe führt zum korbbogigen Eingangsportal mit zweiflügeliger Haustüre.

Neben den Beschlägen aus Messing fallen die mit aufwändigem Schnitzwerk verzierten Türfüllungen ins Auge. Diagonale Linien, Blattmuster und Rosetten wechseln sich in den rechteckigen Feldern ab. Im Oberlicht des Portals befinden sich zwischen schmiedeeisernen Ovalringen zwei stehende Löwen, eine Krone haltend. Den Schlussstein zieren, neben einer Blütenrosette, die Initialen des Erbauers und das Baujahr des Hauses. Unter dem Mittelfenster im Obergeschoss finden sich in einem girlandengeschmückten Medaillon zwischen den Buchstaben NW 1801 das Zunft- oder Steinmetzzeichen über einem Herz als Hausmarke.

Um 1870 war dieses Gebäude im Besitz des Kolonialwarenhändlers Johann Paul. 1898 erweiterte es Lazarus Gutmann mit einer Drogerie. 1985 wurde die Gemischtwarenhandlung der Geschwister Kohles und die Schusterwerkstatt von Otto Bille geschlossen.

Gasthaus „Zur Sonne“

Gasthaus Zur Sonne ZeilitzheimGasthaus Sonne ZeilitzheimIm evangelischen Kirchenbuch wird 1578 schriftlich der erste Wirt „Zur güldenen Sunnen“ erwähnt. Als Lehen der ev. Kirche zahlte Wolf Hilpert Zins (Gült) an die Kirchengemeinde. 43 Wirte waren bis heute Eigentümer oder Pächter dieses stattlichen Gasthauses mit Metzgerei und Brauerei. Die Dorfchronik berichtet 1682 vom Brand der Malzdörre im hiesigen Brauhaus am 31.01.1680. Zum Bestand dieser Brauerei gehörte der heute noch vorhandene Felsenkeller an der Brünnstadter Straße als Sommerlagerort für das Bier.

Ein Feuer, in der Nacht vom 16. auf den 17. Sept. 1934 während einer Tanzveranstaltung, entwickelte sich zum Großbrand und zerstörte die Bausubstanz des zweigeschossigen Gebäudes.

Am 08.06.1935 wurde die Neueröffnung der Gastwirtschaft mit dem neuen eingeschossigen Saalbau gefeiert. Die „Sonne“ mit ihrem schweren Holzmobiliar in der Gaststube und den Bauernweisheiten als umlaufender Fries an den Wänden sowie dem Tanzsaal mit gewölbter, mit Rankenwerk und Linearmustern bemalter Holzdecke galt damals als eines der schönsten Wirtshäuser Mainfrankens. Noch heute steht die Tafern- und Wirtschaftsgerechtigkeit im Grundbuch des Gasthauses „Zur Sonne“.

Evangelisches Pfarrhaus – Pfarrhof

Hans Weiss war 1423 der erste urkundlich erwähnte Pfarrer von Zeilitzheim. Seit dieser Zeit lösten sich die Adelsgeschlechter derer v. Grumbach, der Fuchs von Bimbach, derer v. Wolfsthal und der Grafen v. Schönborn als Patronatsherrn mit ihrem Präsentationsrecht (Vorschlagsrecht) und ihrer Patrimonialgerichtsbarkeit (Rechtsprechung durch den Grundherrn) ab. Sie bestimmten über die Einsetzung eines Pfarrers oder Vikars und die Zugehörigkeit zur jeweiligen Glaubensgemeinschaft. Johann Fuchs, um 1541 der letzte Geistliche vor der Glaubensspaltung, führte Zeilitzheim möglicherweise der Lehre Luthers zu.

Von der Herrschaft mit der Lohmühle, der Dorfmühle, der Ziegelei, Feldern und Weinbergen beschenkt, entwickelte sich neben dem Pfarrhaus ein Pfarrhof. Diese Schenkungen, als Lehen der evangelischen Kirchengemeinde „zins- und gültpflichtig“ weitergegeben, sicherten der Pfarrei zusätzliche Einkünfte. Im Jahre 1724 entstand dieser Barockbau mit Fachwerk und Walmdach. Bis um 1955 befand sich im Studierzimmer des Pfarrers eine im Fußboden eingelassene Klapptüre mit direktem Zugang in den Gewölbekeller. 1974 wurde die Scheune im Pfarrhof eingerissen. Teile der Stallungen haben sich bis heute erhalten und wurden 2002 als Garage für das Pfarrersehepaar Jobst restauriert.

Altes Rathaus

Rathaus Zeilitzheim (Foto: Alexander von Halem)Schon 1606 berichtet die Gemeinderechnung von der Anschaffung von „acht liedernen Eymern (Ledereimern) uff´s Rathaus zu bessern“ (Brandschutz). Der heutige Barockau entstand 1696/98 mit Dorfschmiede und kleinen Stallungen. 1713 ließ Rudolf Franz Erwein Graf v. Schönborn alle Bürger des Dorfes unter persönlicher Anwesenheit auf sich als ihren Lehnsherren vereidigen. 1714 wurde der Haupteingang umgestaltet. 1822 wurde die Dorfschmiede an den Gänsewasen ausgelagert und 1843/44 an der Südseite eine Sonnenuhr angebracht. Bis 1962 beherbergten die Räume im Erdgeschoss die kath. Schwesternstation und eine Lehrerwohnung sowie im Obergeschoss eine evangelische Volksschule.

Mit der Gebietsreform am 1. Mai 1978 endete die Selbstständigkeit der Gemeinde Zeilitzheim. Im Obergeschoss befinden sich nun der große und der kleine Ratssaal, ein Ausstellungsraum und eine Küche mit Esse, die sich im Original erhalten hat und im ersten Weltkrieg zeitweise als Gefängnis diente. Die Gemeinde Kolitzheim renovierte das Gebäude in den Jahren 1992/93. 1994 wurde das historische Rathaus eingeweiht und ist seitdem ein Mittelpunkt des öffentlichen Lebens.

Wanderung zur Weinbergshütte (ca. 4 km)

Von hier aus führt Sie der Weg entlang der Brückenstraße bis an die Volkach. Am Storchenbrünnlein vorbei gehen Sie rechts am Bach entlang und überqueren nach ca. 100 m den „Judensteg“. Über den mit Kastanienbäumen bewachsenen Platz am Gänsewasen wenden Sie sich nun weiter nach Südwesten. Nach dem Ortsausgang befinden Sie sich bereits am Fuße des Eulenberges. An den vorhandenen Hausgärten vorbei, erkennen Sie auf der rechten Seite den mit Erlen und Weiden bewachsenen Verlauf des Baches. Zwischen dem Eulenberg und der Volkach folgen Sie nun dem ausgeschilderten Weg zur Lohmühle. Weitere Beschreibungen finden Sie auf der Strecke. Lieben Sie die unberührte Natur, dann sind Sie auf dem richtigen Weg!

Kirchgaden – Kirchenburg

Kirchgaden ZeilitzheimDie Gadenringanlage mit ihren ehemals 10 Gaden geht in die erste Hälfte des 15. Jh. zurück. Auf dem Fensterbogen eines solchen Vorratshauses war bis um 1975 die Jahreszahl 1427 zu erkennen. Eine Steintafel im Mauerwerk eingelassen trägt neben dem Namen Valte (Valentin) Steinmitz die Jahreszahl 1580. Zusammen mit dem Gemeindeturm, der Friedhofsbefestigung und dem Turm der Pfarrkirche mit seinem über 1 Meter dicken Mauerwerk bildete sie einst die Kirchenburg. Im Mittelstein des Sandsteinbogens der ersten Gade rechts war bis vor einigen Jahren noch die Jahreszahl 1744 erkennbar.

Eine der schönsten Gaden, einst im Besitz der Adelsfamilie der Fuchs v. Bimbach, befindet sich an der Ostseite und hat einen fast turmartigen Aufbau. Erd- und Obergeschoss werden im Fachwerk von einem Fries mit rechteckigen Einkerbungen getrennt. Im Mittelstein des Eingangsportals war bis 1992 noch die Jahreszahl 1787 zu erkennen. In den Holzbalken sind mehrfach versenkte Rautenmuster zu erkennen. Im oberen Teil des Tragbalkens weist ein Wolf als Wappentier auf seinen adeligen Besitzer hin. 1824 wurde der Gemeindeturm mit seinem Eingangstor als Befestigung der Kirchenburg abgetragen.

Als Schutz- und Zufluchtsort angelegt, fanden in kriegerischen Zeiten die Gaden auch als Vorratshäuser Verwendung. 1890 wurde mit Abriss zweier Gaden die Kirchenburg durchbrochen und eine evangelischen Schule errichtet. In der Gade links daneben ist im Mauerwerk ein gotisches Fensterfragment aus der Vorläuferkapelle eingefügt.

Evangelische Pfarrkirche St. Sigismund

Kirche Zeilitzheim (Foto: Alexander von Halem)Noch im 13. Jh. war Zeilitzheim ein Teil der Urpfarrei von Herlheim im Volkfeldgau. Schon seit der Zeit des karolingischen Hausmeiers Karlmann (768 n. Chr.) besaß diese eine königliche Eigenkirche zu Ehren Johannes des Täufers. Nachdem Zeilitzheim 1328 durch Bischof Wolfram v. Grumbach zur selbständigen Pfarrei erhoben wurde, entwickelte sich die junge Kirchengemeinde und errichtete eine erste Kapelle. Die heutige Pfarrkirche geht in ihrem baulichen Bestand ins frühe 15. Jh. zurück. Eine Urkunde im Turmknopf berichtet von der Vollendung des Turmes 1451. Der achteckige Spitzhelm mit seinen vier Uhren wurde 1653 aufgesetzt. Je eine Sonnenuhr befand sich auf der West- und Südseite. Ihre Zeigerstäbe haben sich erhalten. Das Turmuntergeschoss birgt den rippenkreuzgewölbten Chor, der fünf Stufen höher als das Langhaus liegt und von diesem durch einen gotischen Bogen getrennt wird. Unter ihm befindet sich ein kryptenähnlicher Raum, welcher kaum als Ossarium (Beinhaus) diente. Er ist durch eine Treppe im westlichen Chorbogengewände zugänglich. Das gotische Fensterfragment, das in einer Kirchengade eingemauert ist, stammt von der Vorläuferkapelle der heutigen Kirche. Eine Besonderheit ist das trapezförmig angelegte Langhaus. Im 17. Jh. wurde die Holzdecke u. Empore eingebaut. Die Kassettenfelder der Decke entstanden nach 1700 und sind mit Bildern der Jünger Jesu und Aposteln bemalt. Barockes Rankenwerk und Muscheln umrahmen in mehreren Feldern der Decke das Abbild der Dreifaltigkeit. Die gemauerte Kanzel entstand im frühen 16. Jh.

Kirche Zeilitzheim (Foto: Alexander von Halem)Der Taufstein trägt die Jahreszahl 1743. Das Rokoko – Orgelgehäuse entstand dann 1747. Die spätgotischen Blattbeschläge auf dem Westportal sind bedeutsam. Reste des alten Friedhofes, der bis 1608 um die Kirche herum angelegt war, haben sich erhalten. Im obersten Stockwerk des Turmes befindet sich die Glockenstube mit ihren vier Glocken. Die kleinste ist den vier Evangelisten geweiht. Sie stammt aus dem Jahre 1319 und ist eine der ältesten Glocken der Umgebung. Sie diente früher auch als „Rathaus- oder Gemeindeglocke“ und hängt hier seit dem 01.06.1824. Vorher befand sie sich auf dem 1704 erbauten Gemeindeturm als Eingangsbefestigung der Kirchenburg, welcher 1824 wieder abgerissen wurde. 1909 sollte die Kirche im Baustil der späten Hochgotik umgebaut werden. 1914 wurde eine neuerliche Umgestaltung, jetzt in barocker Bauweise geplant. Eine Erweiterung des Langhauses nach Westen mit dem gesamten Abriss des ehem. Schulhauses und einer angrenzenden Gade sowie einem südlichen Kuppelbau kam nicht zur Ausführung. Ein weiterer Sakristeianbau an der Nordseite des Kirchturmes konnte wegen des beginnenden ersten Weltkrieges nicht mehr verwirklicht werden.

Eine weitere Besonderheit stellt die Namensgebung von St. Sigismund dar. Obwohl meist der Kirchenheilige mit dem Patronatstag und der Kirchweih übereinstimmt, ist die hiesige Pfarrkirche St. Sigismund geweiht, die Kirchweih jedoch wird im Juni am Festtag Johannes des Täufers (Johannis) gehalten. Im Hauptgang des Kirchenschiffes ruhen mehrere Mitglieder aus dem Geschlecht der reichsfreien Adelsfamilie der Butlar (1684), ein reicher Kaufmann aus Frankfurt (1714), der Sohn des Amtsvogten (1718) und der Sohn Argula v. Grumbachs, der 1543 im Glaubensstreit auf dem Kirchberg bei Volkach erstochen wurde. 1980/83 wurden Kirchenschiff und Turm renoviert.

Haus der Begegnung (Evang. Gemeindehaus)

An dieser Stelle befand sich ehemals eine spätmittelalterliche Dorfschule. Hier unterrichtete von 1671 – 1720 der bekannte Lehrer Johann Christoph Sandner aus Markneukirchen im Vogtland. Seine Tagebuchaufzeichnungen haben sich bis heute erhalten. Sie erzählen von Begebenheiten im Dorf, von Wein- und Missernten, aber auch von Witterungsverhältnissen und Bürgerschicksalen. Ereignisse aus der näheren und weiteren Umgebung zeichnete er ebenso auf wie Kriege, sowie die kaiserliche, königliche und adelige Politik im Europa seiner Zeit.

Wegen Baufälligkeit und Platzbedarf der ev. Kirchengemeinde wurde das Gebäude 1976 abgerissen und als „Haus der Begegnung“ wieder aufgebaut. An der Nordwand des Hauses befinden sich im Mauerwerk der Gründungsstein der Dorfschule von 1615 sowie der Einweihungsstein zum „Haus der Begegnung“ von 1976. Daneben erinnert eine Gedenktafel an Argula von Grumbach, die als erste evangelische Frau und Publizistin in Bayern gilt. Sie reformierte von hier aus umliegende Gemeinden und pflegte 1530 schriftlichen Kontakt zu Dr. Martin Luther auf der Veste Coburg. Sie ist hier begraben.

Gerberhäuser (Brückenstr. 8 u. 10)

Der Wohlstand und der Einfluss, den die Zeilitzheimer Gerber besaßen, zeigt sich in diesem doppelstöckigen Anwesen in fränkischer Muschelkalkbauweise und seiner zweifachen Toranlage. Der wuchtige Eindruck des 31 m langen Gebäudes wird durch den erhöhten Keller und den Holzaufsatz der Trockenböden mit seinen Klappläden unter dem Dach verstärkt.

Im aufgeklappten Zustand sorgten diese für die Frischluftzufuhr der dort zum Trocknen aufgehängten Häute. Zwei umlaufende Sandsteinfriese trennen die Stockwerke voneinander. Die Sandsteinbögen mit ihren Ecksteinen umrahmen die Holztore. Im Mittelteil symbolisieren die halbrunden Glasflächen die aufgehende Sonne. Die Bretter sind als Strahlenkranz angeordnet. Die Rotgerbermeister Johann Athanasius Krönlein 1846 und Fritz Krönlein 1906 haben ihre Initialen im Keilstein angebracht.
Der großflächige Innenhof mit ca. 600 qm wird heute durch eine Mauer geteilt. In seinem Erdreich befinden sich noch die zugeschütteten Lohgruben. Diese sandsteingefassten Gruben dienten zur Aufnahme der Felle. Unter Zugabe von Wasser und gemahlenen Eichenrindenschnitzeln entstand durch Hitzeeinwirkung die Lohe.

Gerberhaus (Brückenstr. 5)

Dieses ehem. Gerberanwesen mit seinem Doppelwalmdach, dem darunter liegenden Trockenboden und den Klappläden gehörte ebenso zur Dynastie der Gerberfamilien von Zeilitzheim. Das spätbarocke Erscheinungsbild wird durch die Toranlage mit der Holzpforte unterstrichen. Fast säulenartig wirkende Seitenpfosten aus Sandstein mit Rechteckfeldern und Rosetten tragen den Deckstein. Die eingeschlagen Initialen O. D. 1825 werden von Girlanden, rechteckigen Flächen und einer Rosette umrahmt.
Das mehrstufige, trapezförmige Gesims wird auf den Seiten von stilisierten Pinienzapfen begrenzt. Pinienzapfen gelten schon seit den Hochkulturen zwischen Euphrat und Tigris vor mehreren tausend Jahren als Symbol für Glück und Segen. Der halbrunde Mittelstein zeigt einen Kugelaufsatz mit drei gekreuzten Gerbermessern. Auf der Rückseite symbolisiert die aufgehende Sonne mit ihren Strahlen das Blühen des Familienstammbaumes.

Das Badhaus

Die Geschichte des ehem. Gemeindebadhauses ist eng mit den berühmten Zeilitzheimer Badern („Balbierern, Bruchschneidern“) verknüpft. Als Wundärzte heilten sie Krankheiten, Blessuren und Brüche, ließen zur Ader oder setzten Schrumpfköpfe. Zwei von ihnen erhielten den Bürgerbrief der freien Reichsstadt Schweinfurt und praktizierten dort.

Der erste Bader Jörg Frey 1580-1582 war, wie auch etliche seiner Nachfolger, als „Badmacher“ tätig. Erstmals 1606 wird das Badhaus schriftlich erwähnt. 1658 ist von einem „Badgewölb“ die Rede. 1660 erscheint in einer Urkunde der heute noch vor diesem Haus bestehende Brunnen als „Badbronnen“. Badbänke, Eimer, Badkessel, Schwitzbank, Felle und eine „kupfern Wanne“ gehörten zum Inventar. Eine Abteilung „für die Männer und eine wo die Weyber seien“ war vorhanden.

1674 plünderten Soldaten das Badhaus. 1823 brennt das Badhaus ab. 1892 erwirbt Karl Drechsel das Anwesen und eröffnet eine Sattlerwerkstatt. Das an dieser Stelle stehende Wohnhaus ist ein Nachfolger des Badhauses und grenzt an die ehem. „Untere Judengasse“. Heute, „An den Kirchgaden“. Mehrere Wohnhäuser ehemaliger jüdischer Gemeindemitglieder in dieser Straße gaben ihr einst den heute noch im Volksmund geläufigen Namen, „Jüdegass“.

Das Badtor

Bereits sieben Jahre nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) begannen die umfangreichen Bauten an der Dorfbefestigung durch drei gemeindliche Toranlagen (Torhäuser). Das „Untere Tor“ oder Badtor grenzte an dieser Stelle vor dem Volkach-Bach und der Furt direkt an das Badhaus an. 1714/15 wird das Pflaster „von der Brück´n bis zum Badtor gemacht“. Am 09.03.1798 wurde diese Toranlage für 37 Gulden zum Abbruch versteigert „weil es platterdings (schlechthin) nicht stehen bleiben, da dieses Drecknest schon lange zuwider gewest“. Im Untergrund des gegenüberliegenden Gartens befinden sich noch Fundamentreste dieses ehemaligen Torhauses und der Dorfbefestigung.

An den Kirchgaden (ehem. Untere Judengasse)

Wie in der Beschreibung des Badhauses schon erwähnt, befanden sich in dieser Straße mehrere jüdische Wohnhäuser, einige davon sind noch erhalten. Im rückwärtigen Gebäude der Hs.-Nr. 3 hatte der Dorfschmied Valentin Schneider seine Werkstatt.

In einem Sandsteinhalbbogen auf der Westseite des Giebels sind seine Initialen „V Sch“ eingeschlagen, dabei wird die Jahreszahl 1856 durch ein Hufeisen getrennt. Im barocken Vorläuferhaus der Hs.-Nr. 1 wurde 1891 Valentin Müller geboren, der als Retter der Stadt Assisi im II. Weltkrieg gilt. (Näheres hierzu erfahren Sie in der Beschreibung seines Gedenksteines in der Dr.-Valentin-Müller-Straße). In der Ostseite des Mauerrings der Kirchgaden befinden sich an Türen und Kellerfenstern noch reizvolle Details aus der Entstehungszeit des 15. Jh.

Gemeindebäckerei

In diesem Gebäude befand sich das ehemalige Gemeindebackhaus. Es wurde 1584 – 1590 erstmals erwähnt, als Anton Weis „Gemeindediener uff dem Beckenhaus“ wohnte. Michael Merz hieß der erste, 1606 schriftlich überlieferte „Gemeinbeck“. Als gemeindeeigenes Backhaus zahlten viele der 38 bekannten Bäckergenerationen Zins (Pacht) an die Gemeinde. Andere wiederum erwarben es käuflich, mussten es aber nach Geschäftsaufgabe oder Wegzug wieder der Gemeinde überlassen. Der Dorfschultheiß als Vertreter der Gemeinde überwachte das Geschäftsgebaren des jeweiligen Bäckers. Am 20.03.1700 wurde der damalige „Gemeinbeck“ öffentlich gerügt und mit einem Gulden vier Pfund 12 Pf. bestraft, da „von den Nachwägern befunden worden, dass die Weck zu leicht gewesen“.

Weiterhin ist ihm „ein ganzes Backet von vier fl (Gulden) hinweggenommen und uff dem Rathaus als Straf an auswärtige und hiesige arme Leut ausgeteilt.“ 1962 wurde die Gemeindebäckerei geschlossen. Im gleichen Jahr war kurzzeitig die Post in diesem Gebäude untergebracht. 1991 wurde das Gemeindebackhaus verkauft, bis auf die Mauern des Erdgeschosses abgerissen und als Wohnhaus eingerichtet. Dabei wurde der Backofen ausgebaut und die Backstube umgestaltet. Bei diesem Umbau wurde in einem Putzfeld des Fachwerks die Jahreszahl 1663 entdeckt. Die ehem. Kohlenhalle direkt an der Straße hat sich bis heute umgebaut erhalten.

Ehemalige Gendarmeriestation

Gegenüber des Ostflügels des Schlosses und der heutigen Bäckerei in der Brückenstraße befindet sich der steinerne Bau der ehemaligen Gendarmeriestation. Um 1902 ist auf einer Dorfansichtskarte in diesem Gebäude die Gemischtwarenhandlung von Johann Schweighöfer zu erkennen. 1919 wurde die Gendarmeriestation von Kolitzheim hierher in dieses Haus verlegt. Die „Königlich bayerischen Beamten“ blieben bis 1938. Im Anschluss daran eröffnete Samuel Frank eine Stoffhandlung. Eine Obst- und Gemüsehandlung war anschließend ebenso untergebracht wie die Post von 1953 – 1958.

Ehem. Dorfbrauerei mit Malzdörre und Kühlschiff

Der erster Hinweis über ein Brauhaus im Dorf an dieser Stelle findet sich im Tagebuch des Schullehrers Johann Christoph Sandner vom 26.01.1675. Er berichtet: „Dieses 1675 Jahr ist der Wein recht theuer und man hat ziemlich Bier zu brauen angefangen, dessen vornhin im Franckenland nicht ein Brauch gewesen“. An diesem Tag wird auf der Hochzeit von Caspar Böhm „Bier zum Ersten mal gespeiset, das sonst kein Mensch gedencket oder gedacht were worden, das man Bier gespeiset in dem Zeylizheim“. Weiterhin schreibt er: „Den 31. Jan. 1682 ist die Malzdörr im Bräuhaus brennend worden“.

Letzter Zeuge aus dieser Zeit ist die heute noch vorhandene Stahlwanne des Kühlschiffs zum Trocknen des Malzes über der Hofeinfahrt zur ehem. Brauerei. Die ebenso noch erhaltenen Klappläden auf der Straßenseite dienten der Frischluftzufuhr zum Kühlen und Trocknen des Malzes. Dies sind die letzten Zeugnisse von ehemals zwei Bierbrauereien im Dorf.

Storchenbrünnlein

Das Baeren- oder Storchenbrünnlein wurde erstmals 1820 schriftlich erwähnt. Der Grund, auf dem es sich ursprünglich befand, gehörte einer Familie namens Baer. Der damalige Standort lag an den „Oberen Dorfwiesen“ in der Nähe der Volkach. Das reiche Nahrungsangebot dieser Wiesen lockte Störche um den Standort des Brünnleins an.
Auf Dorfansichtskarten von 1920 ist noch ein Storchennest auf dem Rathausdach erkennbar. Seit dieser Zeit hat sich der Name des Baerenbrünnleins im Volksmund zum Storchenbrünnlein umgewandelt. Im Zuge der Flurbereinigung 1935 – 1948 wurde es eingeebnet und verschwand. Nur die zwei oberen geteilten Sandsteinhälften der Einfassung erhielten sich, konnten geborgen und aufbewahrt werden. Dank einer Initiative des Historischen Arbeitskreises und der Unterstützung der Gemeinde Kolitzheim konnte das Storchenbrünnlein 1993 hier an seinem neuen Standort wieder aufgebaut werden.

Steinbrücke

Diese doppelbogige Brücke wurde 1715 als „steinern Bruck“ erstmals erwähnt. Mit ihrer Sandsteinverkleidung, den halbrunden Mittelsäulen und Kuppelabdeckungen überspannt sie die Volkach. Die ursprüngliche angrenzende Furt durch den Bach verschwand durch die linksseitige Aufmauerung 1935/38. Bei der Flurbereinigung 1935-1948 wurde das Westufer angeböscht.

Die Sandsteineinfassungen als Brückengeländer mit ihren schmalen Gehsteigen trennten einst die Brückenbögen von der Fahrbahn. Der Sandsteinfries, das doppelseitige Eisengeländer und das graublaue Kopfsteinpflaster verschwanden bei der Fahrbahnerweiterung 1962 ebenso wie die Kuppelabdeckungen der Pfeilersäulen.

Stammhaus des Gerbergeschlechtes von Zeilitzheim

Dieses Stammhaus der Rotgerber von Zeilitzheim besitzt schlossähnlichen Charakter. Gerbermeister Johann Krönlein begründete einst von 1676-1734 dieses Geschlecht und brachte es wie seine Nachkommen zu Einfluss und Geld. Hinweis auf seine Tätigkeit gibt der konische Mittelstein mit seinen drei gekreuzten Gerbermessern über der Haustüre, seinen Initialen und der Jahreszahl 1734. Sein Enkel erbaute 1773 die Toranlage mit der kleinen Hofpforte.Auch die gekreuzten Gerbermesser über dem kleinen Portal, von Nachfolger Andreas 1810 hier angebracht, zeigen dem Vorbeikommenden seinen Stand. Sie stellten mehrere Schultheißen in der Gemeinde und verbanden sich durch Heirat mit den ebenso einflussreichen Dorfmüllern. Reiter auf dem doppelten Walmdach, die säulenartigen Pilaster an den Hausecken sowie die ehemaligen Barockgitter an den Fenstern unterstrichen vor der Furt durch den Bach mit seinem tieferliegenden Geländeniveau den schlossartigen Charakter dieses Gebäudes. Die Trockenböden für die Häute wurden durch die doppelten Klapplädenreihen mit Frischluftzufuhr versorgt.

Der Fernhandel mit den gegerbten Häuten bis nach Leipzig und Frankfurt zu den Messen wurde durch Knechte und Pferde aus dem privaten Fuhrpark der Familie Krönlein bestritten. Ihren Zenit hatte dieses Gerbergeschlecht vom ausgehenden 19. bis in das 20. Jh. erreicht, als es im Dorf mehrere Gerbereien, eine Lohmühle, eine Ziegelei, eine Tankstelle und zwei Gemischtwarenläden betrieb. Von 1914 – 1917 war in diesem Anwesen die königlich bayerische Postexpedition untergebracht.

Dorfmühle

Das evangelische Kirchenbuch von 1578 – 1595 erwähnt erstmals einen „Hofmüller“ namens Hans Schneider. Von der reichsfreien adeligen Dorfherrschaft an die Kirchengemeinde als Lehen übertragen, zahlte dieser Dorfmüller an das ev. Gotteshaus: „von seiner Mühl zu Gült vier Malter Korn, gibt auch jährlich zu Zins zwei Fastnachtshühner, als eins der Herrschaft (dem adeligen Dorfherrn) und das andere ins Gotteshaus.“

Die 21 urkundlich erwähnten Dorfmüller brachten es zu Ansehen und Reichtum. Sie verbanden sich durch Heirat mit dem ebenso erfolgreichen Gerbergeschlecht der Krönlein und stellten mehrere „Bürgermeister der Gemein.“ Über die folgenden Jahrhunderte hinweg sorgten die „Zalzemer Dorfmüller“ mit Mehl und Kleie für die Grundnahrung von Mensch und Tier. Während der Flurbereinigung 1947 wurde der Mühlbach eingeebnet und 1950 das Wasserrad der oberschlächtigen Mühle (das Wasser wurde von oben an das Rad herangeführt) ausgebaut.

Der letzte Müller stellte 1957 sein Mahlhandwerk ein. 1958 wurde die Mühleneinrichtung dann ausgebaut. Ein Stück Dorfgeschichte verschwand damit für immer. Einziger Hinweis auf die Dorfmühle ist das mächtige zweigeschossige Mühlgebäude, welches sich bis heute erhalten hat.

Gasthaus „Zum Hirschen“

Der erste schriftlich erwähnte „Hirschenwirt“ (Herschawert) Martin Roßmark erbaute 1793 am Mühlweg einen Eiskeller. Als „Bräuwirt“ wird 1796 – 1817 Konrad Drescher bezeichnet, da zu diesem Zeitpunkt das Gasthaus „Zum Hirschen“ eine eigene Bierbrauerei mit Brau- und Schankrecht besaß. Michael Krauß führte von 1880 – 1909 nach langen Jahren der Misswirtschaft vorheriger Wirte den „Hirschen“ wieder zu neuer Blüte.
1882 errichtet er eine Sommerkegelbahn (heute noch vorhanden). Eine überdachte Sommerlaube mit Eisengitter und wildem Wein umwuchert, spendete dem Biertrinker Schatten und Kühlung. Georg Höhn kaufte 1909 das Anwesen und steigerte das Ansehen des Gasthauses. Tanzveranstaltungen, Sommerlaube, Kegelbahn und Kirchweihtanz an vier Tagen während der „Zalzemer Kerm“ mehrten seinen Geschäftserfolg. Beim Saalumbau und der Bretterung des Tanzbodens 1912 kamen die Reste des 1796 erwähnten Kühlschiffes der Brauerei zum Vorschein.

Katholische Pfarrkirche St. Trinitatis (Hl. Dreifaltigkeit)

Zur Zeit der Schönbornschen Dorfherrschaft wurde in den Jahren 1720 – 1730 der ehemalige Jagdsaal des Schlosses als Kirche für die katholische Pfarrgemeinde eingerichtet und bis 1980 benutzt. Die Grundsteinlegung für diesen Neubau erfolgte am Sonntag Trinitatis, dem 21.05.1978. Mit der Einweihung der neuen Kirche am 02.03.1980 durch den Würzburger Bischof Dr. Paul-Werner Scheele bezog nun die hiesige Gemeinde ihr eigenes Gotteshaus. Sein quadratischer Innenraum wird von einem Zeltdach überspannt.

Die Eingangsportale zeigen die 12 Stämme Juda und die zwölf Apostel als Verbindung vom Alten zum Neuen Testament. Die altfränkische Seufert-Orgel und der barocke Hochaltar aus der ehem. Schlosskirche fügen sich nahtlos in das neue Kirchenschiff ein. Zwei neue Glocken im vorgelagerten Turm sind harmonisch auf den Glockenklang der ev. Pfarrkirche St. Sigismund abgestimmt. Das Untergeschoss dient als Pfarrzentrum.

Ziegelei mit Lehmgruben

Der erste in den evang. Kirchenbüchern (Gotteshauslehenbuch) schriftlich erwähnte „Ziegler v. Zulichesheim“ war Jörg Wippacher. Als er im Jahre 1578 den Ziegelhüttenbetrieb an den „Leimegruben“ als Lehen der ev. Kirchengemeinde begann, zahlte er und die nachfolgenden Zieglergenerationen Zins und Gült an das hiesige Gotteshaus. 22 Zieglergenerationen machten bis heute die „Zalzemer Backstee“ bekannt. Bis in die Zeit des 30-jährigen Krieges 1618 – 48 war die ursprüngliche „Ziegelhütten“ in Betrieb.

Am 17. Mai 1669 berichteten die Kirchenbücher: „Auf dato den 17. May alten Kalenders (gregorianisch) ist vermerkte Ziegelhütten weitermaßen als ganz öd verfallen“. Ihr ursprünglicher Erststandort befand sich am Fuße der Krautheimer Straße beim Anwesen Brückenstraße 14. Von hier aus wurde im rückseitigen Hangbereich bis zum Gänsewasen der Lehm abgebaut.

Die einflussreiche Gerberfamilie Krönlein stellte laut Gemeinderechnung von 1864 den Antrag auf die Erbauung einer neuen Ziegelhütte an der Krautheimer Straße. Seit der Umstellung von der handwerklichen zur industriellen Ziegelfertigung ab 1910 entwickelte sich der Betrieb stetig. 1948 kam die Ziegelei in den Besitz der Familie Englert. Mit dem Einbau eines neuen Brennofens 1965 wurde ein weiterer Schritt für einen leistungsfähigen Großbetrieb zur Herstellung von modernen Ziegelsteinen getan. Mit der Einrichtung einer Fertigungslinie von Ziegelwandelementen 1988 hat sich unter seinem heutigen Besitzer Lorenz Englert, der 1975 die Geschäftsführung übernahm, die ehemalige „Ziegelhütten von Zulichesheim“ zu einem modernen Wirtschaftsunternehmen gewandelt.

Ehemalige Gemeindewaschküche

Die ehemalige Gemeindewaschküche mit Bade-einrichtung befand sich bis 1969 in der Hs.-Nr. 15. Nach Anmeldung konnten die Bürger des Dorfes dort ihren Großwaschtag abhalten. Im Keller war in zwei Räumen jeweils am Samstag Badetag. Auf dem Grundstück der Hs.-Nr. 11 befand sich bis zu ihrem Abriss und dem heutigen Neubau 1966 das Armen- und Hirtenhaus der Gemeinde.

Im jetzigen Nebengebäude hat sich einer der ehemaligen Dorfbrunnen erhalten. 1822 war im Hirtenhaus kurzzeitig die Gemeindeschmiede untergebracht. Im gegenüberliegendem Gebäude befand sich bis 1984 die Vatertierhaltung der Gemeinde, im Volksmund auch „Regie“ genannt. Das „Regiegebäde“ wurde im Jahr 2011 abgerissen.

Gänsewasen

Die Dorfchronik nennt zum ersten Mal 1673 diesen Begriff. Darin heißt es „den 4. April 1673 sind Schweinfurter Soldaten so zu den Craiß-Völkern nach Nürnberg wider den Franzosen durchgezogen und von der Gemein uf dem Gänßwasen 1/2 Eymer Wein und Brodt gereichet.“. Auf einem Katasterblatt von 1833 ist dieser Platz als großer zusammenhängender Wasen (Wiese) mit Gebäuden eingezeichnet.

Auf ihm wurden nicht nur vom Gemeindehirten die Gänse geweidet, sondern auch die Leinweber, die hier lebten, bleichten auf dem Gras ihr selbst hergestelltes „Linnen“ (Leinen). Im nahen Bach wuschen sie ihre gewebten Leinen und reinigten sie von Flachsfaserresten. Dazu musste bei Niedrigwasser die Volkach mittels einer Eichenbohle gestaut werden, die sich bis um 1955 erhalten hatte. Heute wird der Gänsewasen als Festplatz genutzt. Das Feuerwehrgerätehaus mit ehem. Schlauchturm wurde 1955 eingeweiht. Bei Umbauarbeiten des Dachgeschosses 1998 wurde der Schlauchturm eingelegt.

Eulenberg und Volkachtal

Dieser Steilhang ist das größte naturbelassene Gebiet in unserer Gemarkung. Er wird Sie eine Zeit lang auf ihrem Weg bis über die Lohmühle hinaus an den Wald begleiten. In seiner gesamten Ausdehnung von Ost nach West zieht er sich bis an das Ufer der Volkach hin. Äpfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume stehen hier. Freie Grasflächen wechseln sich ab mit Sträuchern, Hecken und kleinen Waldstücken.

Buschwerk und Beerensträucher, Wacholder und Rankenwerk, wilder Hopfen und Sauerkirschbäume, besonders an seinem oberen Teil, bilden hervorragende Nistgelegenheiten für viele Vogelarten und bereichern ihren Speisezettel. Im Winter tummeln sich hier die Kinder des Dorfes beim Schlitten- oder Skifahren. Wer sich auf dem Kamm des Eulenberges befindet und die Natur und Umgebung auf sich wirken lässt, genießt hier den schönsten Ausblick auf das Dorf und seine Flur. Ob man dabei im NNW die Kapelle auf dem Sonnenhügel bei Gaibach erfasst, die Kurfürst und Reichskanzler Lothar Franz v. Schönborn 1697 in der Gefahr des Ertrinkens dort zu bauen gelobte, oder die Konstitutionssäule, die zwischen den Bäumen dahinter hervorlugt und 1821 zur Erinnerung an die 1818 gegebene Bayerische Verfassung von Franz Erwein Graf v. Schönborn (1746-1840) erbaut wurde, hier bei diesem Rundblick verbinden sich Natur und Geschichte zu einer einmaligen Symbiose.

Bei der Grundsteinlegung der „Säule“ kamen damals über 30.000 Menschen, um den späteren König Ludwig I. und seine Gemahlin Therese zu sehen. Die Entwürfe für das Denkmal stammen vom berühmten Architekten Leo v. Klenze, dem Schöpfer so bedeutender Bauwerke wie z.B. der Befreiungshalle oder der Walhalla. Wenn Sie sich am Scheitel des Berges weiter nach Westen wenden, erleben Sie einen Ausblick über die Lohmühle hinweg in das Tal der Volkach mit ihren Seen, Wald- und Weinbergshängen sowie der Weinbergshütte auf dem Eichelberg.

Der an seinem Ufer mit Erlen und Weiden bewachsene Volkach-Bach schlängelt sich weiter unberührt nach Westen und nur Insider wissen von dem Wehr, welches sich kurz vor der Biegung des Baches Richtung Süden noch in Mauerresten an seinem Ufer erhalten hat.

Ab 1776 speiste das Wehr vor der Lohmühle den Mühlbach und bestimmte über Jahrhunderte hinweg die Geschichte der Gerberfamilien im Dorf.

Eulenberg

Der Eulenberg mit seinen 240 m über NN ist einer der höchsten Erhebungen in unserer Flur. Schriftlich ist er bereits 1833 auf einem Katasterblatt der Gemeinde erwähnt. Seinen Namen hat er indirekt von den Nussbäumen, die noch bis um 1920 in großer Anzahl hier standen. Zum Teil über 100 Jahre alt, hatten sie einen Stammdurchmesser von fasst einem Meter. Gerade dieses Alter führte dazu, dass Insekten ihre Eier in das weiche Holz des Stammes und der Äste legten.

Astbruch, Frost, Regen und Schnee taten ein Weiteres dazu, so dass das Holz aufweichte und zu faulen begann. Die ausschlüpfenden Larven der Insekten waren nun ein ausgesprochener Leckerbissen der Spechte, die nach und nach die Äste und den Stamm aushöhlten. Dadurch ergaben sich hervorragende Nistplätze für die Eulen. Gleich mehrere Paare dieser standorttreuen Vögel der Nacht nisteten in einem Baum. Alt und morsch geworden, verschwanden die Nussbäume jedoch nach und nach und auch die Eulen mit ihnen.

Nur ein Einziger, der oben am Kamm des Eulenberges steht und sich bis heute erhalten hat, könnte davon erzählen. An schönen Tagen genießt man hier oben einen herrlichen Rundblick, manchmal sogar bis in die Rhön. Ein Aufstieg lohnt sich!

Jüdische Kultusgemeinde Zeilitzheim

Seit der Ausweisung der Juden aus dem Hochstift des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter (1573 – 1617) nahmen die adeligen, reichsfreien Dorfherren von Zeilitzheim Juden in ihrem Herrschaftsbereich auf. Damit erschlossen sie sich durch allerlei Auflagen wie Fron- oder Einzugsgeld eine rentable Geldeinnahmequelle. 1588 erscheint in einer Bierbraurechnung der Stadt Gerolzhofen erstmals ein „Judt zu Zeulizheim“. Durch weiteren Zuzug vergrößerte sich die jüdische Gemeinde. 1660 wird zum ersten Mal ein „Judenschulmeister und Schultheiß“ genannt.

1672 erkaufen sie in Bachnähe ein Grundstück mit Scheune von der Wolfsthalschen Dorfherrschaft und richten es als Synagoge ein. 1833 erscheint auf dem Grundriss des Dorfes neben der Synagoge ein jüdisches Wohnhaus, welches die Kultusgemeinde als Lehrerwohnung mit Schule einrichtet. Gleichzeitig war auf dem Gelände ca. fünf Meter vom Bach entfernt ein Frauenbad, auch „Mikwe“ genannt, für die rituellen Waschungen erkennbar. 1835 wird die Synagoge in ihrem Inneren durch Eisenstangen verstrebt. Mit 79 Personen hatte 1898 die jüd. Gemeinde ihre größte Mitgliederzahl erreicht, (12 % der Dorfbevölkerung).

Ab 1910 nahm die Mitgliederzahl ständig ab. Berühmte Schullehrer unterrichteten hier. Der bekannteste unter ihnen, Naphtali Hirsch, stirbt 1923 und wird wie alle anderen Gemeindemitglieder in Gerolzhofen beerdigt. 1926 zieht der letzte Judenschullehrer David Kahn weg, weil die Gemeinde zu klein geworden war. 1931 werden noch 23 Personen gezählt. 1936 wurde der letzte Gottesdienst in der Synagoge im Rahmen einer „Bar-Mizwa“ Feier abgehalten. 1938 wurde das gesamte Gebäude mit Synagoge, Lehrer-Wohnhaus, Schule und Mikwe verkauft.

Im gleichen Jahr mussten die Ritualien der jüdischen Gemeinde nach München abgegeben werden, wo sie vernichtet wurden. Am 25.04.1942 wurden die letzten sieben Juden von Zeilitzheim nach Izbica bei Lublin und Theresienstadt abtransportiert und kamen dort um. Damit hörte die jüdische Gemeinde auf zu bestehen. Die unbeschädigte, jedoch baufällig gewordene Synagoge wurde 1948/49 abgerissen. Nur das ehem. jüdische Lehrerwohnhaus mit Schule steht heute noch.

Seit 1992 gedenkt die Gemeinde Kolitzheim durch die Anbringung einer Tafel im Rathaus ihrer ehemaligen Mitbürger. Der heute noch vorhandene Übergang am Bach, als „Judensteg“ im Dorf bekannt, erscheint hier erstmals namentlich in einer Gemeinderechnung von 1843/44. Darin heißt es: „Für zwei Eichen zum neuen Judensteg gezahlt 24 Gld. 30 Pfd. 2 Kr“. Heute erinnern noch dieser Steg, das Lehrerwohnhaus, die „Judengasse“, eine erhaltene Mesusa, verschiedene Religionsbücher und die Gedenktafel an die ehem. jüdischen Mitbürger des Dorfes.

Gerberhaus mit Lohgruben

Dieses rückwärtige Gerbergebäude gehörte ebenso wie alle anderen im Dorf zum Geschlecht der Rotgerberfamilie der Krönlein. Es wurde in der ersten Hälfte des 18. Jh. erbaut und mit Lohgruben ausgestattet. Die zwei Walmdächer in West-Ost Richtung gestellt, sowie die beiden doppelt umlaufenden Fensterreihen mit ihren schmiedeeisernen, kunstvoll gebauchten Gittern verleihen dem Muschelkalk-Sandsteinbau an der Südseite einen fast schlossähnlichen Charakter.

Grob behauene Holzstämme von über 50cm Mächtigkeit tragen im Inneren den doppelt unterfangenen Deckenaufbau, der sich wiederum auf Kragsteine in der Wand und auf Sandsteinsäulen mit Kapitellen am Sockel aufstützt. Im Erdreich dieses mächtigen Barockhauses haben sich die Lohgruben im Original bis in unsere heutige Zeit erhalten. Im rechten Mauerwerk der heutigen Toreinfahrt ist ein Sandsteinblock eingelassen mit den Initialen H 1572 S und H B H.

Gasthaus „Zum Stern“

Seit 1796 begründeten 17 Wirtsgenerationen den Ruf des „Sterns“. Als Besonderheit dieses Hauses wurde das stattliche Anwesen mit seinem Saalbau, dem Tonnengewölbe und den doppelten Fensterreihen nicht nur als Gastwirtschaft, sondern auch mit einer Bäckerei betrieben. 1807 wird Michael Schwab als „Bäcker- und Schildwirt“ aufgeführt. Die „Consession einer Schild-Wirths-Gerechtigkeit“, vom adeligen Dorfherrn oder Fürstbischof verliehen, war eine besondere Auszeichnung und setzte einen tadellosen Ruf oder Leumund voraus. Diese „Erbschildgerechtigkeit“ berechtigte das Anbringen eines Wirtshausschildes oder Auslegers mit der Auflage, „kein liederliches oder verruchtes Gesind bei Straf zu halten und zu hegen“.

1808 wurde die Bäckerei geschlossen. 1888-1916 übernimmt Andreas Thomas das Gasthaus und bringt es zu hohem Ansehen. Zwischen 1910/20 entsteht unter ihm am Gänsewasen ein Sommergasthaus mit Laube und Kegelbahn. 1925 wird der neue Tanzsaal mit seinem Holztonnengewölbe und Musikerempore eingeweiht. 1951 entsteht im Untergeschoss eine Metzgerei mit Schlachthaus. Am 30.11.1958 schließt der Stern seine Tore.

Sein Ausleger wurde 1962 nach Volkach abgegeben, hat sich jedoch dort erhalten. Der Abbruch des Sommergasthauses mit Kegelbahn erfolgte 1975/76. Die heute noch erkennbaren Eisenringe im Mauerwerk des Gasthauses, direkt an der Straßenfront, künden von einer Zeit, als Fuhrleute und Bauern mit ihren Gespannen hier rasteten und sich stärkten. Eine Futterkrippe hat sich im Original erhalten. Die angrenzende Gräsleinsgasse wird 1933 im Lager- und Steuerbuch der Gemeinde erwähnt. Die Chronik berichtet; „Ihr damaliger Name obere Judengasse ist kaum 100 Jahre in Gebrauch“.

Friedhof von 1608

Der jetzige Friedhof wurde 1608 hier angelegt, da der Gottesacker in der Kirchenburg rund um die St. Sigismundkirche zu klein geworden war. Auf der Sandsteintafel, die rechts neben dem Eingangsportal im Mauerwerk eingelassen ist, sind die Gerichtspersonen von 1608 aufgeführt, mit der Mahnung an die Lebenden:
„HODIE MIHI – CRAS TIBI
heute mir – morgen dir.“

Der vorherige Standort dieser Tafel ist ungewiss, da die Kapelle selbst erst 1670 errichtet wurde. Von 1716 bis 1806 war der Friedhof mit Unterbrechungen, jeweils nur einer, manchmal auch beiden Glaubensrichtungen vorbehalten. Seit 1852 gehört er beiden Konfessionen.

1859 erhielt die Kapelle ein Türmchen mit einer Glocke und wurde als Ausweichkirche genutzt. Das große Gottesackerkreuz aus Sandstein bildet seit 1880 den Mittelpunkt. 1897 legte man an der Südseite einen neuen Zugang an. Vorher musste der Leichenzug durch die Kapelle. 1977 Friedhofserweiterung nach Westen. 1978 Entfernung der Kirchenbänke, der Herrschaftsempore (an der Innenseite der Südwand) und des barocken Altares (an der Nordseite).

Umgestaltung die Friedhofskapelle (Kirche) zur Leichenhalle. 1991, im Rahmen der Dorfstraßenerneuerung, Umgestaltung des Aufganges zum Friedhof mit Pflasterung und Errichtung einer neuen Stützmauer. Die hervorgehobene Portalanlage an der Ostseite besticht durch ihre exakte und gradlinige Ausführung. Ein Rundbogenportal mit zwei kannelierten Säulen, Rechtecksockeln und halb gewölbten Torsteinen an der Unterseite bildet zusammen mit dem dreistufigen Treppenansatz den Eingangsbereich. Der mehrschichtige Architrav wird von einem Mittelstein mit aufgehenden Strahlen und Einwölbungen getragen. Das Wappenschild auf der linken Seite zeigt ein Pflugschar, auf dem rechten ist ein Dolch zu erkennen.

Beide stellen bäuerliche Wappen dar. Auf der doppelflügeligen Holztüre sind schmiedeeiserne Bänder und Einkerbungen zu sehen. In der nördlichen Innenwand des Friedhofes ist im Mauerwerk eine Grabplatte eingelassen. Die umlaufende Schrift auf ihr ist stark verwittert. Im Mittelteil ist eine Brezel noch erkennbar. In den Kirchenstühlen der St. Sigismundkirche war um 1950 neben anderen Handwerkersymbolen eine Brezel abgebildet.

Dieses Zeichen weist auf eine Gerichtsperson oder ein Mitglied der Kirchenleitung hin. An der westlichen Innenmauer liegt eine weitere Grabplatte. Sie zeigt in einem Medaillon am Kopf ein Kreuz und am Fußende einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen, sie ist stark verwittert und nicht mehr lesbar.

„Obertor“ und Dorfbrunnen

Zeilitzheim besaß einst drei Torhäuser. Sein ehemaliger Standort war hier auf der Höhe der Hs.-Nr. 15 u.16, oberhalb des Brunnens. Dieser lag also noch innerhalb der Dorfbefestigung. Das „öbere“ Tor wird in der Gottesackerrechnung von 1608 erstmals erwähnt. Instandsetzungsarbeiten für dieses Tor werden 1658/59 aufgeführt. Im gleichen Jahr wird als Bewohner des Torhauses ein Jude namens Jsaac genannt. Am 14.12.1687 brennt es in diesem Hause. 1789 wird sein Schätzwert in der Dorftabelle mit 30 fl. (Gulden) angesetzt. Als letzter Bewohner ist der“Flurer“ ohne Namensangabe genannt. Am 17. Dez. 1799 wird das baufällig gewordene „obere“ Torhaus zum Abbruch verstrichen. 1665/66 wurde dieser Brunnen als einer von ehemals acht Dorfbrunnen am „Oberen Tor“ genannt. Sein heutiger Wasserauslauf aus Bronze mit einem stilisierten Drachen- oder Fabelwesenkopf versehen, soll nach germanischen Glauben das Böse und Unreine vom kostbaren, lebensnotwendigen Nass fernhalten.

Sieben weitere waren als Zieh- oder Pumpbrunnen mit Schwengel ausgerüstet. Ein Brunnen am Gänsewasen war als Laufbrunnen mit Viehtränke angelegt und ist heute nicht mehr vorhanden. Ein Weiterer wurde um die Jahrhundertwende zugeschüttet. In der Gemeinderechnung 1655/56 werden unter der Rubrik „Ausgaben“ die Anschaffung von „Bronnseilen und Bronneimern“ aufgeführt. Als sich im „Weinbergsbronnen“ am Eichelberg ein Mädchen ertränkte, wurden 1846/47
„für das Abbrechen und Zuwölben“ 6 fl. 15 Kr. gezahlt.

Die Lohmühle

Die Geschichte der Zeilitzheimer Gerbereien ist ohne die Lohmühle nicht denkbar. 1776 bezahlte der Rotgerber Adam Krönlein an das gräflich Schönbornsche Domänenamt für die verliehenen Wasserrechte und die Mahlkonzession „Zehn Reichsthaler“. Für den damaligen Durchschnittsbürger eine Riesensumme, verdiente doch ein Knecht im Jahr nur einen Reichsthaler.

Im gleichen Jahre noch baute er die Lohmühle auf. Als herrschaftliches Lehen unterstand sie jedoch weiterhin dem Grafen v. Schönborn. Ursprünglich war sie als eingeschossiges Mühlengebäude mit angebauter Trockenscheune, einem eigenen von der Volkach abgezweigten Mühlgraben mit Wehr und „Aichmarke“ (Holzpflock mit Kerben für die Wasserstandsanzeige), sowie einem Wasserrad aus Holz errichtet. Es hatte einen Durchmesser von 5m. Die Stahlwelle des Mühlrades, gleichzeitig auch Antriebswelle für das Mahlwerk wiegt eine Tonne und ist im Wasserschacht heute noch vorhanden.

Das Wasser floss von unten an die Schaufelräder heran. Deshalb spricht man auch hier von einer „unterschlächtigen“ Mühle. Im Mahlwerk wurden die abgeschälten Rindenstücke der Eichenstämme gebrochen und zerkleinert. Anschließend trocknete man die gemahlenen Rindenschnitzel im Nebengebäude. Die Gerber im Dorf verwendeten sie dann in ihren Lohgruben.

Die dort eingehängten Felle wurden schichtweise mit diesen Schnitzeln umgeben und anschließend Wasser zugesetzt. Die in den Eichenschnitzeln enthaltene Gerbsäure setzte nun einen Gärprozess in Gang und es entstand die sogenannte „Lohe“. Die dabei entstandene Hitze löste die Haare von den Häuten. Kleinere Fellreste konnten nun mühelos mit dem Gerbermesser oder „Schabeisen“ entfernt werden. Von dieser „Lohe“ ist auch der Begriff der „Lohmühle“ abgeleitet.

1874 löste Friedrich Krönlein bei der Herrschaft dieses gräfliche Lehen ab. 1886 erneuerte er das Trockengebäude. Er verwendet dabei die Ziegelsteine aus dem Ziegelwerk seines Onkels. Hermann Krönlein setzte 1910 auf das Mühlgebäude ein Stockwerk auf. Strukturelle Umwälzungen im Industriezeitalter und familiäre Gründe führten 1927 zur Schließung der Lohmühle.

Seen an der Volkach mit Brutinsel

See mit Brutinsel bei ZeilitzheimZwischen dem Gemeindewald und den gegenüberliegenden Flur- und Weinbergsstücken liegt das Tal der Volkach. Schon kurz nach dem Westausgang des Dorfes bis hin zum Eichelberg und den Feldflächen öffnet es sich nach Westen. Nach 400 m, auf der Höhe der Lohmühle schwenkt das Tal dem Bachlauf folgend nach Süden ein. An dieser Stelle befand sich bis in die Jahre um 1968/70 eine große Wiesenfläche.

Dieses ehemalige sumpfige Wiesengelände war von unzähligen Stockweiden bewachsen, welche die Bauern im Winter zum Flechten ihrer Weidenkörbe benötigten. Stehendes Flachwasser begünstigte den Wuchs von Schilf und allerlei Sumpfpflanzen. Besonders die heute fast ausgestorbene Trollblume, auch „Butterblume“ im Volksmund genannt, wuchs hier unzählig. Im Winter war dieses Gebiet von Eis überzogen und die Kinder liefen auf Schlittschuhen, den sogenannten „Absatzreißern“, bis in die Dämmerung hinein.

Die leicht gewölbten, im Winkel von 90° aus dem Stamm der Weiden austretenden Schösslinge wuchsen steil nach oben und konnten hervorragend als Schläger für Eishockey verwendet werden. Dies änderte sich, als 1968/70 das Gelände zu Fischteichen umgestaltet wurde. Der Natur schadete es nur kurzfristig, da sich mit dieser Umgestaltung und Nutzungsänderung eine Vervielfältigung des Pflanzen- und Tierlebens einstellte. Allerlei Arten siedelten sich wieder an den Uferzonen der Seen an und selbst die Volkach, an dieser Stelle künstlich begradigt, wurde so von der Natur wieder zurückerobert, als hätte ihr Bachlauf nie eine Änderung erfahren.

Die Insel im größten See hat sich längst als „Vogelbrutinsel“ einen Namen gemacht und nicht zuletzt auch wegen der Ruhe in der Brutzeit. Schwäne, Enten, Haubentaucher, Blesshühner und selbst die vom Teichwirt nicht gern gesehenen Fischreiher siedelten sich hier an und ziehen ihre Jungen auf. Eichelhäher und Kuckuck haben in der Nähe ihr Revier, Geier und Falken ziehen am Himmel ihre Bahn. Wer am frühen Abend hier innehält, kann Rehe beim Äsen beobachten.

Manchmal sieht man auch einen Fuchs, der durchs Gehölz streift. Libellen und weitere Arten von Insekten tummeln sich hier und Wasserlilien wachsen in vielen Farben am Ufer. Im Winter wird einer der Seen vom Teichwirt zum Schlittschuhlaufen freigegeben, damit die Fischbrut in den anderen nicht gestört wird. Für Wanderer und Naturfreunde ist dieses Gebiet eine Oase der Ruhe und Erholung.

Quelle der Lohmühle

Gegenüber am Fuße des Waldhanges auf der linken Seite liegt, durch Buschwerk verborgen, eine mit Sandstein eingefasste und abgedeckte Quelle. Sie wurde durch den Lohmüller Adam Krönlein 1776 beim Bau der Mühle eingefasst. Nachdem diese selbst keinen Brunnen besaß, musste von hier aus das Trinkwasser mittels „Wassertrage, Butten und Stützen“ zum Mühlengebäude gebracht werden.

Bei Erdaushubarbeiten wurde die Quelle zugeschüttet und überstand so die Zeit. 1989 forschte der Chronist nach ihr und entdeckte sie wieder. Seit ihrer Freilegung 1989 ist sie jetzt wieder in ihrem Originalzustand zu besichtigen.

Schinderrangen

Das kleine Flur- und Wiesengrundstück am gegenüberliegenden Ufer der Volkach wird in alten Katasterblättern und Urkunden „Schinderrangen“ genannt. Mit Schinder oder Abdecker wurde ein Berufszweig bezeichnet, der die natürlich verendeten Tiere wiederverwertete. Aus ihren Körpern wurden vielfältige Dinge wie z.B. Seife, Leder für Riemen und Schuhe, sowie unter Zusatz von Pottasche, auch Waschmittel hergestellt. Tiere, die infolge von Krankheit oder Seuchen eingingen, durften lt. Anordnung des Schultheißen oder Dorfvogten jedoch nicht mehr weiterverwendet werden.

Eine Beseitigung der verendeten Tiere aus der Nähe menschlicher Behausungen war sofortige Pflicht (Seuchengefahr!). Deshalb gruben auch die Zeilitzheimer sie auf diesem Gelände im Boden ein. Mit „Rangen“ wurde meist ein abfallendes Grundstück bezeichnet. Aus den zwei Wortbegriffen Schinder und Rangen entstand so der heutige Flurname „Schinderrangen“. Lehrer Sandner, der Ortschronist, erwähnt in seinem Tagebuch eine sich ausbreitende Tierkrankheit im Dorf. Er schreibt: „Vom Herbst 1712 ist das Rindvieh in der Nachbarschaft sehr siech in (ein) gefallen und hat alles nichts helfen wollen“. Nach dem Stand der damaligen Tiermedizin blieb meist als letzter Ausweg in solchen Fällen: „der Schinderrangen“.

Ehemaliger Standort Schweinfurter Tor

Hier an dieser Stelle zwischen der Hs.-Nr. 5 u. 8 stand einst das „Schweinfurter Tor“ als eines von drei Torhäusern. An der Nordseite beider Wohnhäuser zog ein Kanal von West nach Ost (über die heutige Straße), auf den Volkach-Bach zu und schloss hier den ehemaligen Dorfrand mit seinem sumpfigen vorgelagerten Gelände ab. Laut Eintrag im Evang. Kirchenbuch wohnte „1579 Andreas Pickel vor dem Neuen Torhaus“, womit das Schweinfurter Tor gemeint ist. Auch im Gotteshauslehenbuch der Evang. Kirchengemeinde von 1607 ist es erwähnt.

Bereits sieben Jahre nach dem 30-jährigen Krieg, (1618-48) begannen umfangreiche Bauarbeiten an den Torhäusern. 1670/71 heißt es in der Dorfrechnung „2fl. vor 2 Aichen zu der Brücken am Schweinfurter Tor“. 1690/91 berichtet der Dorfschullehrer Johann Christoph Sandner in seinem Tagebuch: „28 Pf vor einem neuen Ring und 2 Nägel zu dem Storchennest uf dem Schweinfurter Tor anzunageln“. 1704/05 wird der Pfad (Weg) vor dem gleichen Torhaus gepflastert. 1766 entsteht ein Kanal unter dem Tor. Sein Schätzwert wurde 1789 auf 50 fl. festgelegt.

Zuletzt wohnte im gleichen Torhaus der Zentschöffe Michael Schwab. Am 12.03.1797 forderte die gräfliche Vogtei die Gemeinde auf, das „baufällige Haus zusammen mit dem Bad- und dem Oberen Tor abzureißen“. Weiter heißt es: „Übrigens können die Gebäude schon deswegen nicht stehen bleiben, weil man alsdann sich alle Unsauberkeiten muss gefallen lassen, welche den Eingang in das Ort entehren“. Am 13. März 1797 ersteigert der Gerbermeister Adam Krönlein für 58 fl. das Schweinfurter Tor und reißt es ab.
Das 1988 nördlich vom Altdorf angelegte neue Siedlungsgebiet erhält den Namen „Am Schweinfurter Tor“.

Ehemalige Dorfschmiede

Ehemalige Dorfschmiede Zeilitzheim (Foto: Alexander von Halem)Seit dem Mittelalter befand sich die Zeilitzheimer Dorfschmiede im Untergeschoss des Rathauses am Marktplatz und war auf der Südseite mit einer offenen Beschlaghalle, Amboss und Esse ausgestattet. 1822 wurde sie in das „Ochsenhirtenhaus“ (Armenhaus der Gemeinde) an den Gänsewasen verlegt. Ab 1850 wechselten sich mehrere Schmiedemeister im Dorf mit ihrem Handwerk ab. Zeitweise übten gar drei gleichzeitig ihren Beruf hier aus. Das an dieser Straßenkreuzung befindliche Schmiedegebäude mit seinen gewölbten Fenstern stammt aus neuerer Zeit. Ihr Vorläufer befand sich als Vorbau am Hs.-Nr. 11.

Die kleine Halle, dort von Schmiedemeister Michael Pickel 1895 errichtet, war bald zu klein geworden und so verlegte der geprüfte Hufschmied Fritz Pickel 1924 seine Werkstatt hierher. Der Huf- und Wagenschmied Willi Hüttner baute daneben eine Scheune mit Stallungen und brachte am Südgiebel zwischen seinen Initialen W H ein Hufeisen an mit der Jahreszahl 1948. 1960 wandelte sich die einstige Dorfschmiede zu einer Reparaturwerkstatt für Schlepper und Landmaschinen aller Art mit Fahrzeugbau. Das große zweiflügelige, gewölbte Eingangstor aus Holz wurde 1964 ausgebaut und erweitert. Im gleichen Jahr vergrößerte Walter Pickel die Schmiede durch einen Anbau nach Norden.

Am 01.11.1992 wurde die Dorfschmiede geschlossen. Durch Umbauarbeiten im Jahre 2002 wurden Amboss und Esse entfernt.

Gedenkstein: Dr.-Valentin-Müller-Str. (Retter von Assisi)

Die nördlichste Straße im Neubaugebiet „Am Schweinfurter Tor“ trägt den Namen eines berühmten Sohnes des Dorfes. An ihrem Ende, von drei Lindenbäumen umrahmt, steht ein Gedenkstein mit der Inschrift:
„In Erinnerung an Oberstarzt Dr. Valentin Müller
* 15.08.1891 in Zeilitzheim,
(gest.) 31.07.1951 in München.
Retter der Stadt Assisi.“

Als Sohn des Zeilitzheimer Schreinermeisters Michael Müller und seiner Ehefrau Margarete wurde er in der Straße „An den Kirchgaden“ Hs. Nr. 1 geboren. In Würzburg studierte er Medizin. Als Oberarzt wurde er 1939 zum Militärdienst eingezogen und nahm an den Feldzügen in Polen, Russland und Frankreich teil. 1943 war er als Oberst Stadtkommandant von Assisi.

Während des Rückzuges Deutscher Truppen aus Italien wurde die Stadt vermint. Eine Sprengung der historischen Gebäude, des Klosters des Heiligen Franziskus und weitere Prachtbauten schien unausweichlich. Da setzte Dr. Valentin Müller bei Generalfeldmarschall Kesselring durch, dass Assisi zur Offenen- und Lazarettstadt erklärt wurde. Anschließend erfolgte die Räumung der Minen. Auf Grund seiner Stellung konnte er viele Menschen, darunter italienischen Juden, die im Untergrund lebten, vor Leid und der Vernichtung bewahren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dr. Valentin Müller vom Italienischen und Israelischen Staat geehrt und ausgezeichnet. 1982 erinnerte man sich in Franken erstmals wieder an ihn. 1984 entstand in der Hauptrolle mit Maximilian Schell die Verfilmung seines Lebens. Würzburg, mit dem ältesten Franziskanerkloster jenseits der Alpen, erhielt von Bürgern aus Assisi zum „Zeichen der Verbundenheit“ einen Gedenkstein, der im Kreuzgang des Klosters eingebaut wurde und die Namen der Männer trägt, die 1944 die Stadt vor der Zerstörung bewahrten. 1987 übergab eine Abordnung der Studentenvereinigung Normannia Würzburg der Stadt Assisi eine Gedenkplatte mit dem Bildnis von Dr. Valentin Müller.

1988 stellte eine Gruppe Zeilitzheimer Bürger an die Großgemeinde Kolitzheim den Antrag, diese Straße seiner Erinnerung zu widmen. Am 15.08.1991, zum 100. Geburtstag von Dr. Valentin Müller ehrte die Gemeinde ihren ehemaligen Bürger mit der Aufstellung und Einweihung dieses Gedenksteines. In Anwesenheit von zahlreichen Ehrengästen, darunter der Sohn und die Tochter des Geehrten, sowie von Pater Ruf als Vertreter des Klosters und Konvents von Assisi, enthüllte der 1. Bgm. der Gemeinde Kolitzheim Erich Henkelmann zusammen mit dem fast 100 jährigen Freund und Weggefährten von Dr. Valentin Müller, Dr. Hermann Hahn aus Poppenlauer, diesen Gedenkstein.

Die Geschichte der Rettung von Assisi wurde 1985 verfilmt (Der Assisi Untergrund) mit Maximilian Schell in der Hauptrolle des Valentin Müller.